Mailand hat kein typisches Nachtleben - es hat mehrere. Einerseits gibt es die eleganten Rooftop-Bars, wo Geschäftsleute mit Aperol Spritz sitzen und die Stadtbeleuchtung beobachten. Andererseits die versteckten Jazzklubs im Navigli-Viertel, in denen man bis vier Uhr morgens tanzt, als wäre der nächste Tag ein Feiertag. Und dann gibt es noch die Clubs in Porta Romana, die erst nach Mitternacht richtig lebendig werden. Wenn du denkst, du kennst Mailand nachts, dann hast du nur die Oberfläche gesehen.
Die Navigli-Viertel: Wo die Einheimischen feiern
Die Kanäle von Navigli sind nicht nur ein Touristenmagnet am Tag - nach Sonnenuntergang verwandeln sie sich in das Herz des echten Mailänder Nachtlebens. Hier findest du keine Kette, keine künstliche Musik, keine überfüllten VIP-Lounges. Stattdessen: kleine, von Einheimischen betriebene Bars mit handgemachten Cocktails, live Jazz und Terrassen, die sich direkt über das Wasser erstrecken.
Bar Basso, gegründet 1954, gilt als Geburtsort des Aperol Spritz. Noch heute serviert man hier den Drink mit der gleichen Präzision wie damals - mit frischem Orangensaft, Eis und einem Hauch von Prosecco. Wer hier sitzt, trinkt nicht nur, er feiert eine Tradition. Gleich um die Ecke lockt La Cucina di Nonna Rosa mit hausgemachten Tapas und einer Auswahl an italienischen Weinen, die du sonst nur in Weinhandlungen findest.
Wenn du nach Mitternacht noch nicht genug hast, geh zu La Perla. Kein Schild, keine Werbung - nur eine einfache Tür. Drinnen: eine alte Fabrikhalle, die zu einem Club umgewandelt wurde. Die Musik wechselt von House über Techno bis hin zu italienischer Disco. Die Leute hier tanzen nicht, um gesehen zu werden. Sie tanzen, weil sie es lieben.
Porta Romana: Der Geheimtipp für junge Leute
Wenn du dich fragst, wo die 20- bis 30-Jährigen in Mailand abends hingehen, dann geh nach Porta Romana. Hier ist der Rhythmus schneller, die Stimmung lockerer, die Preise günstiger. Die Bars sind oft in ehemaligen Werkstätten oder alten Kinos untergebracht - mit nackten Ziegelwänden, Retro-Beleuchtung und einem Hauch von Industrial-Chic.
Bar Basso ist hier nicht der Star. Stattdessen lockt Al Mercato mit einem Mix aus Live-Musik, Poetry Slams und einem Biergarten, der sich bis in die frühen Morgenstunden füllt. Die Getränkepreise liegen zwischen 5 und 8 Euro - ein Schnäppchen in einer Stadt, wo ein Aperitivo sonst 15 Euro kostet.
Am Wochenende wird Spazio 99 zur Anlaufstelle für elektronische Musik. Kein Dresscode, keine Warteschlange - nur Musik, die von DJ’s aus ganz Europa gebracht wird. Die Atmosphäre ist unverfälscht: Leute in Hoodies, alte Lederjacken, Sneakers. Niemand zählt, wer du bist. Nur, ob du mitbewegst.
Die Rooftop-Bars: Luxus mit Blick
Mailand ist eine Stadt der Mode, des Designs, des Reichtums. Und das spiegelt sich in seinen Rooftop-Bars wider. Hier geht es nicht um den Drink - es geht um den Moment. Der Blick über die Stadt, die Lichter, die Stille, während unten die Welt weiterläuft.
Terrazza Aperol am Galleria Vittorio Emanuele II ist der Klassiker. Du musst vorher reservieren - und du zahlst für den Blick. Ein Aperol Spritz kostet 18 Euro, aber du sitzt auf einer Terrasse, die direkt über der historischen Einkaufspassage liegt. Es ist kein Ort, um zu trinken - es ist ein Ort, um gesehen zu werden.
Wenn du etwas Authentischeres suchst, geh zu La Terrazza del Museo im Brera-Viertel. Hier gibt es keine Werbung, keine Promis, keine Warteschlange. Nur ein kleiner Dachgarten mit Blick auf die Kirche San Simpliciano und eine Karte mit handverlesenen italienischen Weinen. Die Bar ist nur von Dienstag bis Samstag geöffnet - und nur, wenn das Wetter es zulässt.
Die Clubs: Von Underground bis High-End
Mailands Clubs sind nicht alle gleich. Einige sind für Models, andere für Musiker, wieder andere für Leute, die einfach nur tanzen wollen - ohne Kamera, ohne Instagram, ohne Show.
La Bodega in San Siro ist ein Mythos. Seit 1995 spielt hier House-Musik, die von echten Vinyl-Sammlern ausgewählt wird. Die Wände sind mit alten Platten bedeckt, die Decke ist niedrig, der Boden ist aus Holz. Es riecht nach altem Holz, Zigarettenrauch und Schweiß. Die Leute kommen aus ganz Europa - und viele bleiben bis zum Sonnenaufgang.
Wenn du etwas Luxuriöseres suchst, dann geh zu Magazzini Generali. Dieser Club befindet sich in einem ehemaligen Lagerhaus und hat eine der modernsten Soundanlagen der Stadt. Die DJs sind international bekannt, die Eintrittspreise liegen bei 25 Euro - aber die Atmosphäre ist so gut, dass du dich nicht fragst, ob es sich lohnt. Du weißt es einfach.
Und dann gibt es noch Le Vele - einen Club, der nur an drei Abenden im Jahr öffnet. Er liegt am See von Como, ist nur mit dem Boot erreichbar, und hat eine Kapazität von 150 Personen. Die Einladung bekommst du nur, wenn du jemanden kennst, der schon mal dort war. Es ist kein Club. Es ist ein Geheimnis.
Was du wissen musst, bevor du losgehst
Mailand ist nicht wie Berlin oder Barcelona. Hier gibt es Regeln - und du solltest sie kennen, bevor du losziehst.
- Aperitivo-Zeit: Von 18 bis 21 Uhr bekommst du in fast jeder Bar einen Drink mit einem Buffet. Das ist kein Happy Hour-Trick - das ist eine Kultur. Nutze es. Die Preise liegen zwischen 10 und 15 Euro - oft mehr als genug für ein Abendessen.
- Dresscode: In den Rooftop-Bars und Luxus-Clubs trägst du keine Flip-Flops, keine Sporthose, keine Baseballkappe. Ein schlichtes Hemd oder ein kleines Kleid reicht. Es geht nicht um Eleganz - es geht um Respekt.
- Öffnungszeiten: Bars öffnen um 18 Uhr, Clubs erst um 23 Uhr. Viele schließen erst um 5 Uhr morgens. Wenn du um 22 Uhr losgehst, bist du zu früh.
- Reservierung: In den beliebtesten Orten - besonders am Wochenende - musst du vorher buchen. Nutze WhatsApp. Die meisten Bars haben keine Website, aber sie antworten auf Nachrichten.
Was du vermeiden solltest
Es gibt Orte in Mailand, die für Touristen gemacht sind - und nichts anderes. Sie liegen direkt am Hauptbahnhof, haben neonfarbene Schilder und verkaufen Aperol Spritz für 20 Euro, während die Einheimischen 8 Euro zahlen. Sie heißen "Milan Night Club" oder "The Italian Pub" - und sie sind nichts als Falle.
Vermeide auch Bars, die am Abend mit "Live Music" werben, aber nur eine Gitarre und einen Sänger haben, der 80er-Schlager singt. Das ist kein Nachtleben. Das ist ein Touristenshow.
Und vergiss nicht: Wenn du nachts in Mailand unterwegs bist, geh nie allein in eine Straße, die du nicht kennst. Die Stadt ist sicher - aber wie in jeder großen Stadt, gibt es auch hier Orte, die du besser vermeidest.
Wann ist die beste Zeit für das Nachtleben in Mailand?
Die beste Zeit ist von April bis Oktober. Dann sind die Terrassen offen, die Luft warm, die Stimmung leichter. Im Winter ist es kalt, viele Bars schließen, und die Clubs sind weniger frequentiert - aber dafür authentischer. Wenn du im Dezember in Mailand bist, dann geh zu La Bodega oder Spazio 99. Sie sind das ganze Jahr über geöffnet.
Die größten Events finden im Juni statt - wenn die Fashion Week vorbei ist und die Stadt atmet. Dann ist jeder Club voll, jeder Balkon beleuchtet, jede Straße ein Festival.
Wo kann man in Mailand am besten Aperol Spritz trinken?
Der beste Aperol Spritz ist in Bar Basso in Navigli - wo er erfunden wurde. Aber du findest ihn auch gut in La Perla, Terrazza Aperol und vielen kleinen Bars im Brera-Viertel. Der Schlüssel ist: frischer Orangensaft, kein Sirup, und kein übermäßiger Prosecco.
Ist das Nachtleben in Mailand teuer?
Es kann teuer sein - aber nur, wenn du in Touristenfallen gehst. In den lokalen Bars kostet ein Drink 5-8 Euro, ein Aperitivo mit Essen 10-15 Euro. In Rooftop-Bars oder Luxus-Clubs zahlst du 15-25 Euro - aber dafür bekommst du eine Atmosphäre, die du sonst nirgendwo findest.
Welcher Club ist am besten für Anfänger?
Al Mercato in Porta Romana ist ideal für Anfänger. Keine Warteschlange, kein Dresscode, günstige Preise und eine lockere Stimmung. Du kannst einfach hingehen, einen Drink nehmen und dich mit den Leuten unterhalten - ohne dich wie ein Tourist zu fühlen.
Wann öffnen die Clubs in Mailand?
Die meisten Bars öffnen um 18 Uhr, Clubs erst um 23 Uhr. Die meisten Menschen kommen zwischen 0 Uhr und 2 Uhr. Wenn du um 22 Uhr ankommst, bist du zu früh. Die richtige Nacht beginnt nach Mitternacht.
Gibt es in Mailand auch Live-Musik am Abend?
Ja - aber nicht in den Touristenklubs. Suche nach Jazz in Navigli, Indie-Rock in Brera oder elektronische Musik in Spazio 99. Viele Bars haben wöchentliche Musikabende - frag einfach vor Ort, was heute läuft.