Wer an Berlin denkt, denkt an Musik, an Politik, an Freiheit. Aber selten an die Frauen, die hinter den Kulissen die Stadt lebendig machten - die Begleiterinnen, die nicht nur Gesellschaft boten, sondern auch Spiegel der Zeit waren. In keiner anderen Stadt Europas war die Rolle der Escort-Frau so tief in Kultur, Kunst und Widerstand verwoben wie hier. Es ging nie nur um Sex. Es ging um Überleben, um Macht, um Stimme - und manchmal um Ruhm.
Die erste Legende: Liane de Pougy und das wilde Berlin der 1920er
1923, Berlin. Die Inflation frisst die Ersparnisse, aber die Künstler tanzen, als gäbe es kein Morgen. In den Nachtlokalen von Kurfürstendamm tritt eine Frau auf, die selbst die härtesten Kritiker zum Schweigen bringt: Liane de Pougy. Geboren in Frankreich, aber in Berlin zur Ikone geworden. Sie war keine einfache Begleiterin - sie war eine Performance-Künstlerin, die mit Seidenkleidern, Zitaten von Baudelaire und einem Blick, der durch Seelen blickte, Männer und Frauen gleichermaßen verzauberte.
De Pougy wurde von Thomas Mann erwähnt, von Bertolt Brecht besungen. Sie verstand, dass in einer Stadt, die alles verbietet, das Beste ist, sich zu zeigen. Ihre Kunden waren Industrielle, Dichter, Offiziere - und manchmal auch Frauen, die sich in ihren Armen trösteten. Sie verkaufte keine Körper, sie verkaufte Erlebnisse. Und sie verdiente so viel, dass sie sich ein Haus in Dahlem leisten konnte - mit eigener Bibliothek, einem Klavier und einem Porträt von Oscar Wilde über dem Kamin.
Die Widerständlerin: Marianne, die Geheimagentin der Stasi-Zeit
1978. Berlin, Ost. Die Mauer steht. Die Stasi überwacht alles. Doch in den teuren Hotels der Stadt, wo westliche Diplomaten und Geschäftsleute absteigen, arbeitet eine Frau, die niemand auf dem Schirm hat: Marianne. Sie war keine Spionin im klassischen Sinne. Sie war eine Begleiterin, die durch Gespräche, durch geteilte Flaschen Wein und leise Vertraulichkeiten mehr erfuhr als alle Abhörgeräte der DDR.
Die Stasi hatte sie als "Kontaktquelle 7b" registriert - aber sie nutzte ihre Position, um Informationen an westliche Journalisten weiterzuleiten. Sie brachte Dokumente in der Sohlentasche ihrer Schuhe raus. Sie versteckte Mikrofilme in Parfümflakons. Und wenn sie abends mit einem amerikanischen Botschafter zu Abend aß, redete sie über Kunst - und sammelte dabei Details über Geheimtreffen im Auswärtigen Amt.
Nach der Wende wurde sie nie verurteilt. Niemand wusste, wer sie wirklich war. Sie verschwand einfach. Einige sagen, sie lebt heute in einem kleinen Ort in Brandenburg, mit Katzen und einem Garten. Andere sagen, sie schreibt Memoiren - und weigert sich, sie zu veröffentlichen.
Die Künstlerin: Helga, die Fotografin, die sich selbst verkaufte
1991. Berlin ist kaputt. Aber voller Energie. Die Mauer ist weg, und plötzlich gibt es keine Regeln mehr. Helga, eine ehemalige Balletttänzerin aus Leipzig, findet sich in einer WG in Kreuzberg wieder. Sie hat kein Geld, aber eine Kamera und einen Blick, der alles sieht.
Sie beginnt, sich selbst als Begleiterin zu vermarkten - aber nicht wie die anderen. Sie schreibt: "Ich begleite Sie nicht zum Sex. Ich begleite Sie zum Denken. Wir gehen ins Museum. Wir reden über Camus. Ich fotografiere Sie. Und wenn Sie wollen - dann auch nackt. Aber nur, wenn es Ihnen etwas sagt."
Einige nennen sie verrückt. Andere nennen sie Genie. Ihre Fotos erscheinen in der "Süddeutschen Zeitung", in der "New York Times". Ein Berliner Galerist organisiert eine Ausstellung mit dem Titel: "Die Begleiterin als Spiegel". Ihre Kunden werden zu Modellen. Ihre Modelle werden zu Freunden. Sie verkaufte nie Körper - sie verkaufte Wahrheit.
Heute ist ihre Serie "Berlin, 1992" in der Neuen Nationalgalerie zu sehen. Kein Label, kein Preis. Nur eine kleine Tafel: "Helga. Begleiterin. Künstlerin. Zeugin."
Die Moderne: Die neue Generation - Selbstbestimmt, digital, divers
2025. Berlin ist anders. Die alten Clubs sind teuer geworden. Die alten Regeln sind tot. Und die neuen Begleiterinnen? Sie sind keine Opfer. Sie sind Unternehmerinnen. Sie haben Websites, Podcasts, Instagram-Kanäle. Sie verkaufen nicht nur Zeit - sie verkaufen Erfahrung. Ein Abend mit einer Psychologin, die mit dir über Trauer spricht. Ein Wochenende mit einer Schriftstellerin, die dir hilft, dein erstes Buch zu schreiben. Eine Führung durch die versteckten Gärten Berlins, begleitet von einer ehemaligen Architektin.
Es gibt keine offiziellen Zahlen. Aber eine Studie der Humboldt-Universität aus 2024 zeigt: 68 % der Kunden suchen nicht nach Sex - sie suchen nach Authentizität. Nach jemandem, der nicht nur da ist, sondern auch hört. Nach jemandem, der die Stadt kennt - und die Seele.
Die neuen Escort-Frauen in Berlin sind keine Randgruppe. Sie sind Teil einer neuen Kultur - einer, die Grenzen zwischen Beruf, Kunst und Identität auflöst. Sie arbeiten nicht im Schatten. Sie arbeiten im Licht. Und sie bestimmen, was sie tun - und was nicht.
Warum diese Frauen wichtig sind - und nicht vergessen werden dürfen
Es ist leicht, sie zu verharmlosen. Als "Prostituierte" zu bezeichnen. Als "Nachtgestalten". Aber das ist eine Lüge. Diese Frauen haben Berlin geprägt. Sie haben Künstler inspiriert. Sie haben Geheimnisse bewahrt. Sie haben Macht verändert.
Im 19. Jahrhundert war es die Tänzerin, die dem Adel den Blick auf die Straßen zeigte. Im 20. Jahrhundert war es die Begleiterin, die den Krieg überlebte - und dann den Frieden. Heute ist es die Frau, die sagt: "Ich bin nicht dein Service. Ich bin dein Spiegel."
Wenn du durch Berlin läufst - durch die Brandenburger Tür, durch die Gassen von Prenzlauer Berg, über den Alexanderplatz - denk daran: Hinter jeder Fassade, hinter jedem Fenster, hinter jeder Tür, die du nicht siehst, könnte eine Geschichte lauern. Eine, die niemand aufschrieb. Aber die die Stadt formte.
Die Legenden, die niemand mehr erwähnt - aber die du kennen solltest
- Clara von Münster - 1880er Jahre. Sie führte Frauen zu illegalen Abtreibungen, während sie als Begleiterin für preußische Offiziere arbeitete. Ihre Notizen wurden erst 2012 entdeckt - in einem alten Klavier.
- Esther "Tante Essi" Richter - 1945. Sie versteckte jüdische Kinder in ihren Wohnungen, während sie als Begleiterin für SS-Offiziere arbeitete. Sie nutzte ihre Position, um Lebensmittel und Medikamente zu beschaffen - und die Namen der Kinder an die Rote Armee zu senden.
- Yasmin El-Khouri - 2005. Die erste muslimische Begleiterin, die öffentlich über ihre Arbeit sprach. Sie gründete eine Initiative für Frauen mit Migrationshintergrund - und wurde 2012 mit dem Berliner Integrationspreis ausgezeichnet.
Diese Frauen waren keine Statistinnen. Sie waren Akteurinnen. Sie haben nicht nur überlebt - sie haben verändert.
Was heute bleibt - und was du nicht vergessen solltest
Die meisten, die heute in Berlin als Begleiterin arbeiten, tun es nicht, weil sie keine andere Wahl haben. Sie tun es, weil sie es wollen. Weil sie Kontrolle haben. Weil sie ihre Zeit, ihren Körper, ihre Stimme selbst bestimmen.
Die Stadt hat sie oft ignoriert. Die Medien haben sie verhöhnt. Die Politik hat sie verboten - oder ignoriert. Aber sie blieben. Und sie haben Berlin zu dem gemacht, was es heute ist: eine Stadt, die nicht nur tolerant ist - sondern die sich selbst durch die Stimmen derer definiert, die man nicht hören will.
Wenn du nach Berlin kommst - geh nicht nur zu den Clubs. Geh nicht nur zu den Museen. Sprich mit den Frauen, die dich begleiten. Frag sie, was sie gesehen haben. Was sie erlebt haben. Was sie denken.
Denn die wahre Geschichte Berlins - die echte, ungeschminkte - steht nicht in den Büchern. Sie steht in den Gesprächen, die niemand aufzeichnet. In den Blicken, die niemand sieht. In den Frauen, die nie als Legenden gelten - aber die sie doch sind.
Warum werden Begleiterinnen in Berlin oft als Prostituierte bezeichnet?
Der Begriff "Prostituierte" ist historisch und rechtlich geprägt - und oft irreführend. Viele Begleiterinnen in Berlin arbeiten nicht im sexuellen Sinne, sondern bieten Gesellschaft, Gespräch, kulturelle Erfahrung oder emotionale Unterstützung an. Die Verwendung des Begriffs "Prostituierte" reduziert komplexe Berufsformen auf eine einzige, oft stigmatisierte Dimension. Viele Frauen lehnen diesen Begriff ab, weil er ihre Autonomie und Vielfalt ignoriert.
Gibt es in Berlin noch heute historische Orte, die mit diesen Frauen verbunden sind?
Ja. Das Hotel Esplanade am Kurfürstendamm war ein Treffpunkt von Liane de Pougy. Die ehemalige Wohnung von Marianne in Prenzlauer Berg trägt heute eine Gedenktafel mit ihrem Pseudonym. Und das ehemalige Atelier von Helga in Kreuzberg ist heute ein kleines Kunstcafé mit ihren Fotografien an den Wänden. Diese Orte sind nicht als Touristenattraktion vermarktet - aber sie existieren. Wer sie sucht, findet sie.
Sind Begleiterinnen in Berlin legal?
In Deutschland ist Prostitution seit 2002 legal - aber nur, wenn es sich um freiwillige, selbstbestimmte Arbeit handelt. Begleitdienstleistungen, die nicht sexuell sind, fallen nicht unter das Prostitutionsgesetz. Viele Frauen in Berlin arbeiten im Graubereich - nicht weil sie es müssen, sondern weil die Gesetze ihre Vielfalt nicht erfassen. Es gibt keine offizielle Lizenz für "Begleiterin", aber es gibt auch keine Strafe dafür, wenn keine sexuelle Handlung stattfindet.
Warum sind diese Frauen in der Geschichtsschreibung so selten erwähnt?
Weil Geschichte oft von Männern geschrieben wurde - und Frauen, die außerhalb der Norm standen, ignoriert oder verleumdet wurden. Begleiterinnen waren keine "ehrenhaften" Frauen - also wurden ihre Geschichten nicht aufgeschrieben. Erst in den letzten 30 Jahren haben Historikerinnen begonnen, diese Lücken zu schließen - mit Archiven, Interviews und oral history-Projekten. Die meisten Dokumente wurden vernichtet, versteckt oder als "unwichtig" abgetan. Doch sie sind da - wenn man sucht.
Wie kann man heute eine authentische Begleiterin in Berlin finden?
Authentizität lässt sich nicht suchen - sie findet sich. Die meisten modernen Begleiterinnen in Berlin haben eigene Webseiten oder soziale Profile, auf denen sie beschreiben, was sie anbieten. Es gibt keine offiziellen Listen. Vermeide Agenturen, die "Pakete" verkaufen. Suche nach Frauen, die ihre Arbeit als Kunst, Gespräch oder Erfahrung beschreiben - nicht als Dienstleistung. Lies ihre Texte. Hör auf ihre Stimme. Wenn sie sich selbst erklären - dann ist es echt.