Die meisten Menschen denken, sie wissen, wie es ist, ein Escort in London zu sein. Filme zeigen glamouröse Abende, teure Kleider und reiche Kunden. Die Wahrheit ist anders. Es ist kein Film. Es ist Arbeit. Und wie jede Arbeit hat sie Höhen, Tiefen und Regeln, die niemand erwähnt.
Es fängt mit einem Anruf an
Die meisten Escort-Dienste starten nicht mit einer Website oder einer teuren Werbekampagne. Es beginnt mit einem Anruf. Ein Freund kennt jemanden, der jemanden kennt. Plötzlich bekommst du eine Nummer, eine Adresse und eine Anweisung: Sei pünktlich, trage das Kleid, sag nichts über dich. Die erste Stunde kostet 200 Pfund. Die zweite 300. Kein Vertrag, keine Versicherung, keine Steuererklärung. Du bist ein unabhängiger Unternehmer - ohne Rechte.
Ich erinnere mich an meinen ersten Auftrag. Ich war 24, hatte gerade meinen Abschluss gemacht und brauchte Geld. Der Kunde war 62, trug einen dunklen Anzug und sprach nur Französisch. Wir aßen in einem Restaurant in Mayfair. Er sprach über seine Tochter in New York. Ich hörte zu. Ich sagte nichts über mich. Am Ende gab er mir 400 Pfund und ein kleines Päckchen mit Schokolade. Ich dachte: Das ist es? Nur zuhören?
Die Regeln, die niemand erklärt
Es gibt drei absolute Regeln, die jeder Escort kennt - aber nie schreibt:
- Keine persönlichen Daten. Kein Nachname, keine Adresse, kein Instagram. Selbst wenn ein Kunde dich liebt - du bist nicht seine Freundin. Du bist eine Dienstleistung.
- Keine Emotionen verkaufen. Du kannst lächeln, dich anlehnen, die Hand halten. Aber du darfst nicht sagen: Ich verstehe dich. Das ist kein Therapieplatz. Das ist ein Zeitvertrag.
- Kein zweiter Auftrag am selben Tag. Nicht wegen der Anstrengung. Sondern wegen der Sicherheit. Ein Kunde, der dich nach der ersten Stunde fragt, ob er dich wiedersehen kann, ist oft der, der dich später verfolgt.
Es gibt auch Regeln, die nur die erfahrenen Escort-Dienstleister kennen. Zum Beispiel: Wenn ein Kunde dir einen Flug nach Ibiza anbietet - lehne ab. Wenn er dir einen Ring schenkt - gib ihn zurück. Wenn er dich nach Mitternacht nach Hause begleiten will - sag nein. Selbst wenn er höflich ist. Selbst wenn er gut aussieht. Selbst wenn du denkst, er ist anders.
Die Kunden - sie sind nicht, was du denkst
Die meisten Kunden sind keine Milliardäre in Rolls-Royces. Sie sind Büroangestellte, die allein wohnen. Ehemänner, deren Frauen sie nicht mehr verstehen. Rentner, die ihre Ehefrau verloren haben. Einmal hatte ich einen Kunden, der jeden Dienstag kam. Er brachte immer ein Buch mit - Die Entdeckung der Langsamkeit von Stendhal. Wir lasen gemeinsam. Kein Sex. Kein Kuss. Nur zwei Menschen, die sich für eine Stunde nicht allein fühlten.
Ein anderer Kunde war 78. Er trug einen Hut und sprach mit einem Akzent, den ich nicht einordnen konnte. Er erzählte, er sei ein ehemaliger Architekt aus Wien. Jeden Monat kaufte er mir ein neues Buch. Einmal fragte er: Warum tust du das? Ich antwortete: Weil ich es kann. Er nickte. Sagte nichts. Kam das nächste Mal wieder. Mit einem neuen Buch.
Die meisten Kunden wollen keine Sex-Show. Sie wollen jemanden, der da ist. Ohne Urteil. Ohne Erwartungen. Ohne Fragen.
Die dunklen Seiten
Es gibt auch die anderen Seiten. Die, die niemand erzählt.
Einmal wurde ich von einem Mann in einer U-Bahn-Station verfolgt. Ich hatte ihn nur einmal für eine Stunde getroffen. Er wusste, wo ich wohnte. Ich wechselte die Wohnung. Wechselte die Nummer. Hörte auf, in der Stadt zu arbeiten. Zwei Monate lang schlief ich bei Freunden.
Ein anderer Fall: Eine Kollegin, die ich kannte, wurde von einem Kunden geschlagen. Sie meldete es nicht. Sie sagte, sie hätte sich selbst verletzt. Sie arbeitete weiter. Drei Monate später verschwand sie. Keiner wusste, wo sie hinwar. Die Polizei fand ihre Tasche. Nicht ihren Körper.
Es gibt keine Sicherheitsorganisation. Keine Gewerkschaft. Kein Anwalt, der dir hilft, wenn du ausgebeutet wirst. Du bist allein. Und wenn du schweigst, wird es nie jemand erfahren.
Warum bleibt man dabei?
Ich habe das Geld gebraucht. Aber das ist nicht der Grund, warum ich geblieben bin.
Ich blieb, weil ich gelernt habe, wie menschlich Menschen sein können - auch wenn sie bezahlen. Ich sah, wie ein Vater, der seine Tochter nie wieder sah, seine Stimme brach, als er über sie sprach. Ich hörte, wie ein Mann, der seit 20 Jahren allein lebte, zum ersten Mal seit Jahren lachte. Ich sah, wie Trauer, Einsamkeit und Sehnsucht in den Augen von Leuten liegen, die man für kalt hält.
Ich blieb, weil ich merkte, dass ich nicht nur Sex verkaufe. Ich verkaufe Aufmerksamkeit. Ich verkaufe Stille. Ich verkaufe das Gefühl, gesehen zu werden.
Ich blieb, weil ich merkte, dass ich stärker war, als ich dachte.
Was passiert, wenn man aufhört?
Die meisten verlassen die Branche nicht mit einem Knall. Sie verschwinden leise. Eine Nachricht: Ich bin ausgestiegen. Kein Grund. Kein Abschied. Keine Party.
Ich habe aufgehört, als ich merkte, dass ich nicht mehr zwischen meinem Leben und dem Job unterscheiden konnte. Ich dachte, ich müsste immer lächeln. Ich dachte, ich müsste immer höflich sein. Ich dachte, ich müsste immer bereit sein.
Es dauerte ein Jahr, bis ich wieder normal schlafen konnte. Bis ich ohne Angst auf die Straße gehen konnte. Bis ich mit Freunden über etwas anderes reden konnte als über Kunden.
Ich arbeite jetzt in einer Buchhandlung. Ich verkaufe Bücher. Keine Stunden. Keine Preise. Keine Regeln. Aber manchmal, wenn jemand fragt, was ich früher gemacht habe, sage ich die Wahrheit. Und dann schauen sie mich an. Nicht mit Abscheu. Nicht mit Neugier. Mit Respekt.
Was du nicht wissen solltest
Wenn du denkst, du könntest das machen - überleg es dir zweimal.
Du brauchst keine Schönheit. Du brauchst keine Ausbildung. Du brauchst keine Erfahrung. Du brauchst eine Sache: Die Fähigkeit, dich selbst zu schützen. Und die Bereitschaft, niemals jemandem zu vertrauen - nicht einmal dir selbst.
Es gibt keine glorreiche Version davon. Kein Happy End. Kein Buchvertrag. Kein Dokumentarfilm. Nur eine Geschichte, die du nicht erzählen darfst. Und wenn du sie erzählst - wirst du nicht als Heldin gelten. Du wirst als etwas anderes bezeichnet.
Und das ist das Schwerste: Nicht die Arbeit. Nicht das Risiko. Sondern die Tatsache, dass die Welt dir nie sagen wird, dass du stark warst. Sie wird dir nur sagen, dass du falsch warst.
Ist es legal, ein Escort in London zu sein?
Ja, es ist legal, als Escort zu arbeiten - solange du keine sexuelle Handlung verkaufst. Der Austausch von Geld für Gesellschaft, Begleitung oder Unterhaltung ist nicht strafbar. Aber wenn Sex als Teil des Angebots verstanden wird, verstößt das gegen das Prostitution Act von 1956. Die Grenze ist dünn und wird oft willkürlich ausgelegt.
Wie viel verdient ein Escort in London?
Die Verdienste variieren stark. Einsteiger verdienen zwischen 150 und 250 Pfund pro Stunde. Erfahrene Escort-Dienstleister mit gutem Ruf und spezifischen Fähigkeiten (z. B. mehrsprachig, kulturell versiert) können 400 bis 800 Pfund pro Stunde verlangen. Einige arbeiten nur 2-3 Mal pro Woche und verdienen mehr als viele Angestellte. Aber es gibt keine Garantie. Kein Mindestlohn. Keine Pauschale.
Welche Risiken gibt es?
Die größten Risiken sind psychologisch: Isolation, Identitätsverlust, Traumata. Physisch: Belästigung, Übergriffe, Stalking. Rechtlich: Wenn du auf einer Website wirbst, riskierst du, als Betreiber einer Prostitutionseinrichtung angesehen zu werden - auch wenn du allein arbeitest. Finanziell: Keine Sozialversicherung, keine Altersvorsorge, keine Krankenversicherung. Die meisten arbeiten schwarz - und zahlen keine Steuern.
Gibt es Unterstützung für Ex-Escorts?
Ja - aber nur wenige kennen sie. Organisationen wie Safe Network und SWARM bieten Beratung, psychologische Unterstützung und Hilfe beim Berufswechsel an. Sie arbeiten anonym und kostenfrei. Aber viele wissen nicht, dass sie existieren. Und viele schämen sich, sie zu kontaktieren.
Wie erkennt man einen vertrauenswürdigen Dienst?
Es gibt keine vertrauenswürdigen Dienste. Jeder, der dich mit einem Vertrag, einer Versicherung oder einem Screening anbietet, ist entweder ein Betrüger oder ein Pimp. Der einzige Schutz ist: Du entscheidest selbst. Du bestimmst die Regeln. Du sagst, was du willst - und was du nicht willst. Kein Kunde, kein Agent, keine Website hat das Recht, das zu ändern.